Sammlung "Historische Kommunikationstechnik"

 

Vom "Persönlichen Computer" zum "Heimcomputer"

In den 1970er Jahren begann die "Computer Revolution" [1]

 

Seit 1949 gab es erste Geräte, die als Computer für den Heimgebrauch gebaut wurden. Sie waren unter anderem zum Erlernen der Funktionsweise eines Computers gedacht. Die Technik basierte zum Beispiel auf Röhren oder Relais. Aufgrund der hohen Preise und dem geringen Nutzen waren diese Geräte für die Heimnutzung kaum verbreitet und wenig erfolgreich.

Das änderte sich, als 1971 die ersten Mikroprozessoren auf den Markt kamen. In der Folge entstanden Compter, die einem heutigen "Persönlichen Computer" (PC) ähnelten, aber immer noch die Größe eines Kühlschrankes hatten.

1976 wurden dann die ersten Computer entwickelt, die als PC angesehen werden können: Als Bedientelemente wurden Kippschalter und Lämpchen durch Tastatur und Monitor ersetzt. Die Geräte wurden transportabel und konnten auf einem Schreibtisch aufgebaut werden. Die Bedienung sollte einfach und intuitiv sein. Und vor allem musste der Computer für Privatpersonen erschwinglich sein.

Als einer der ersten Computer mit diesen Merkmalen wurde im April 1976 von dem Amerikaner Steve Wozniak der "Apple I" vorgestellt. Von der Firma Apple wurde ein Einplatinencomputer ausgeliefert und dieser musste dann vom Händler oder Anwender mit Netzteil, Gehäuse und Tastatur vervollständigt werden.

Im Januar 1977 folgte dann als erster industriell hergestellter, kompletter PC der "PET 2001" von Commodore, der bereits über eine Datasette als Massenspeicher verfügte. Im August 1977 kam der "TRS-80 Modell 1" der Firma Tandy (später RadioShack) auf den Markt. 1978 folgten unter anderem der "Sharp MZ-80K" und 1979 der "Acorn System 1". Die ersten PCs hatten ihre hauptsächliche Verwendung als Arbeitsplatzrechner für Industrie und Forschung.

sir clive sinclair zx80  sinclair zx80 werbung

Links:  Der Sinclair ZX80 mit seinem Entwickler Sir Clive Sinclair | Rechts: ZX80 Prospekt

Der Brite Sir Clive Sinclair (1940-2021) entwickelt 1978 das Mikrocomputer-Kit "MK 14". Ein Einplatinen-Computer mit Siebensegmentanzeige und ohne Gehäuse, der sich in Großbritannien gut verkaufte. 1980 bringt er als Weiterentwicklung den "Sinclair ZX80" auf den Markt. Dieser Computer verfügt über einen Z80A-Mikroprozessor von Zilog mit 3,25 MHz, 4 kB ROM, 1 kB RAM (auf 16 kB erweiterbar) und kann mit dem eingebauten HF-Modulator über die Antennenbuchse am Fernseher angeschlossen werden. In dem weißen Gehäuse befindet sich außerdem eine Folientastatur. Der ZX80 wird mit der Programmiersprache "Sinclair-Basic" betrieben. Er wird in Deutschland mit einem Preis von 498 DM beworben und gilt als erster echter "Heimcomputer". Bereits 1981 gibt es den Nachfolger "ZX 81" mit schwarzem Gehäuse und 8 kB ROM.

Sehr bald steigen auch andere Hersteller in den schnell wachsenden Markt ein und es gibt  in kurzer Folge weitere Heimcomputer-Modelle:

  • 1981 - "Commodore VC20", Texas Instruments "TI-99/4A", Acorn "BBC Micro".
  • 1982 - "Commodore 64", "Sinclair ZX Spectrum".
  • 1983 - "Apple IIe", "Atari 800 XL".
  • 1984 - "Amstrad CPC464" (Schneider), "Commodore Plus/4", "Apple IIc", "Apple Macintosh", Sinclair "ZX Spectrum+", "Sinclair QL".
  • 1985 - "Commodore 128", "Schneider CPC6128", Commodore "Amiga 1000".
  • 1986 - "Atari 1040STf" mit Motorola 68000 Prozessor mit 16 Bit, "Apple IIGS".
  • 1987 - Commodore "Amiga 500".
  • 1989 - Acorn "Archimedes A3000" mit ARM Prozessor mit 32 Bit.

Mit den ausklingenden 1980er Jahren endete nach und nach auch die Ära der Heimcomputer. Die Technik der damaligen Marktführer Atari ST und Commodore Amiga wurde zunehmend durch IBM-kompatible PCs mit dem Betriebssystem Windows verdrängt.

Das Jahrzehnt der Heimcomputer war auch der Beginn der "Computerkids", die mit den jetzt erschwinglichen Geräten eine neue Freizeitbeschäftigung fanden.

Ich selbst erinnere mich gerne an meine Jugendjahre mit dem ersten ZX81, dem TI-99/4A, dem Amstrad CPC464, dem Commodore 128 und dem Atari 1040STf. In dieser Zeit wurde wohl der Grundstein für den Computerbereich der heutigen Sammlung gelegt, wenn auch nicht mit meinen ursprünglichen Geräten von damals.

Heute besteht die Sammlung aus einer Auswahl der oben aufgeführten PCs und Heimcomputer mit dem jeweiligen Zubehör.

 

Der Bereich der PCs und Heimcomputer ist eng mit der Kommunikationstechnik verbunden. Mit einem sogenannten Akustikkoppler war es möglich, PC oder Heimcomputer via Telefon und Datenfernübertragung (DFÜ) mit einer "Mailbox" zum Beispiel im "Z-Netz" zu verbinden. Eine andere Möglichkeit war die Verbindung mit dem "Usenet" und der Übertragung von Textdateien mit dem UUCP- und später dem NNTP Protokoll. Der Betrieb des "Usenet" war ohne Nutzung des damals schon vorhandenen Internets bzw. seinem Vorläufer "Arpanet" möglich. Erst 1983 wurde vom ursprünglichen Arpanet-Protokoll auf das Internet Protokoll umgestellt. Das Hypertext-System "World Wide Web" (WWW) wurde erst 1989 entwickelt und nutzt die "Hypertext Markup Language" (HTML).

 

[1] Steven Levy: Hackers: Heroes of the Computer Revolution, Doubleday 1984, ISBN 0-385-19195-2 


Stand: 01.07.2024, Vers. 5.001.0

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